Wandertage Ladies only

#Wanderlust #DerBergruft

Leise nieselt der Regen auf unsere Regenjacken, vor uns eine weiße Wand aus Wolken. Stundenlang geht es in dieser Manier bergauf, ab und an lässt das Wolkenband die Sonne durch und wir können nur erahnen, welche Pracht und Weitsicht sich hinter dem ein oder anderen Gipfel auftut. Bei den Wandertagen „ladies only“ konnten wir, neun wanderlustige Frauen, in diesem Jahr im wörtlichen, aber auch im übertragenen Sinne auf vielfältige Weise Grenzen überschreiten.

Nach einem stundenlangen und anstrengenden Bergmarsch über knapp 1200 Höhenmeter kamen wir am Donnerstag endlich auf der Rappenseehütte (2091 m) an. Eine heiße Dusche, deftiges Schnitzel und ein kühles Blondes haben ihren Zweck erfüllt und unsere Sinne wiederbelebt. Auch geistiges Futter gab es in diesem Jahr beim morgendlichen Impuls oder dem gemeinsamen „bible talk“ zum Thema „Grenzüberschreitung“. Mal im Bett, mal auf einer blühenden Alm – gemeinsam haben wir verschiedene Grenzüberschreitungen in der Bibel diskutiert. So beispielsweise die Überschreitung des Jordan durch das Volk Israel oder aber die Grenzüberschreitung König Sauls im Angesicht seiner Feinde und seine Hinwendung zu einer Totenbeschwörerin.

Dann, am nächsten Morgen, herrliches Kaiserwetter und ein Blick weit über Oberstdorf hinaus. Das Allgäu zeigt sich uns von seiner schönsten Seite. Die Rucksäcke geschultert, die Beine gedehnt und mit neuer Energie geht es an Tag zwei weiter in Richtung Mindelheimer Hütte (2058 m). Über Stock und Stein geht es mal auf, mal ab, an steilen Felswänden vorbei, über weite Almwiesen mit quirligen Murmeltieren wieder hinab und den Steig am Mutzentobel wieder hinauf.

Nach einigen Stunden macht sich der lange Aufstieg vom Vortag bemerkbar und immer wieder überschreiten wir unsere körperlichen Grenzen bei den letzten 500 Höhenmetern hinauf zu unserer Unterkunft. Aber auch an diesem Tag genießen wir die Erschöpfung in guter Gemeinschaft, bei lustigen Runden Dobbel oder Wizard, viel heißer Schokolade und dem ein oder anderen Apfelstrudel. Wir finden, so lässt es sich leben.

Eine erholsame Nacht später und mit brennenden Oberschenkeln treten wir am Samstag den Rückweg nach Faistenoy an. Einerseits freuen wir uns auf eine Dusche und unsere eigenen Betten, aber wir wissen auch, dass uns dann der Alltag wieder einholen und diese wunderbare Auszeit ohne Handyempfang und Arbeit bald nur noch eine Erinnerung sein wird. Eine letzte Brotzeit auf der Alm, ein letzter bible talk und noch einmal voller Inbrunst mit unserem Gesang die Bergwelt beschallen. Wir sind Gott dankbar für die Bewahrung, die wertvolle gemeinsame Zeit und die außergewöhnlich gute Gemeinschaft bei den Wandertagen 2022.